Nach längerer Überlegung und durch anhaltendes Gebet, sowie durch die Aufforderung von verschiedenen Seiten, bin ich zu dem Entschluβ gekommen; die verehrte Kommittee um Aufnahme zu bitten. Da schon von Kind auf der Trieb einmal Missionar zu werden in mir gelegen hat. Doch habe ich mich lange dagegen gesperrt noch um Aufnahme zu bitten; da auch meine Begabung zu wünschen übrig lässt, und ich auch nicht entschieden sagen kann, ich bin ganz gewiss daβ ich berufen bin in die Brüdermission zu treten. Obgleich es mein seligster Wunsch ist zu der Brüdergemeine zu gehören, da ich mit den Bedingungen ganz übereinstimme in Bezug auf Industrie in dem Werk der Mission und ich auch besonders in Gartenarbeit, Tischlerei und dergleichen Fertigkeit besitze. So überlasse ich nun die Sache der verehrten Kommittee im festen Glauben daβ Gott der die Herzen lenken kann wie Wasserbäche es leiten wird nach seinem Wohlgefallen. Und ich in der Entscheidung Gottes Willen erkennen kann.
So will ich nun in Kürze meinen Lebensgang darlegen. Geboren zu Dörrenbach den 7. März 1862. Mein seliger Vater, der schon im Jahre 1874 zu seines Herrns Freude eingegangen ist, war Jakob Hey. Ackerer, meine Mutter, hieβ Philippina eine geborene Wisser, welche im Schmelztiegel der Leiden herangereift ist zu einer wahren Jüngerin des Herrn, die nun seit vorigen Herbst den schauen darf den sie geliebt hat. Von acht Geschwistern vier Söhne und vier Töchter, bin ich der drittälteste. In der heiligen Taufe erhielt ich den Namen Nikolaus. Von meiner Schulzeit weiβ ich nicht viel zu berichten. Ich besuchte die Volksschule und war in allen Klassen von zehn Schüler der dritt bis viert-erste. Nach meiner Konfirmation führte ich mit meiner Mutter und etlichen Geschwistern den Ackerbau. Von meinem Vater kann ich wenig sagen, nur das weiβ ich, dass es ihm ein besonderes Anliegen war, uns wieder zu finden vor dem Throne Gottes, und daβ er wusste daβ sein Erlöser lebt. In meinem Berufe war ich sehr leichtsinnig, denn es zeigte sich schon früh bei mir ein Hang zur Welt und zur Sünde. Ich ging mit dem Haufen dahin, obwohl nicht äuβerlich aber doch mit Gedanken und Plänen, die ich mir machte, die Lust zur Sünde und das Widerstreben gegen alles Göttliche war groβ. Doch weiβ ich daβ der Geist Gottes schon von meinen sechsten Jahre an in mir gearbeitet hat; daβ ich manchmal Tränen vergossen habe wegen meinen Sünden, und daβ ich nie mit Ruhe habe sündigen können. Meine liebe Mutter war sehr streng in dieser Beziehung weil sie die Gefahren dieser Welt sehr kannte, besonders für die Jugend, aber auf der anderen Seite war sie sehr liebevoll. Ich darf sagen, daβ sie ihr Leben aufgeopfert hat für uns. Das Seelenheil ihrer Kinder, war ihr das gröβte Anliegen. Sie hat aber auch erfahren dürfen die Wahrheit des Wortes ‚trachtet am ersten nach dem Reich Gottes das andere wird euch von selbst zufallen’. Dem Gott dem sie vertraut hat, hat sie nie zu Schanden werden lassen. Bis zu meinem 20. Jahre steckte ich in greulicher Sündenfinsterniss, zweimal hatte ich mich von zuhause entfernt um dem Teufel und der Welt mit aller Lust frönen zu können. Ich war weit von Gott weggekommen. Ich schäme mich dieser Zeit. Obgleich mich mein Gewissen von Zeit zu Zeit peinigte mit innerer Unruhe, auch hatte ich bei allen Vergnügungen keine rechte Freude; die Gebete meiner lieben Mutter verfolgten mich überall, und doch suchte ich das Gewissen zu töten. Von da an suchte ich immer Ruhe aber nur da nicht wo die rechte Ruhe und der rechte Frieden zu finden ist; ich wuβte wohl den rechten Weg und daβ ich, so verloren gehe aber der in Gottes Wort, vorgeschriebene Weg hatte mir nicht gefallen wollen. Meiner Mutter habe ich viele Sorgen gemacht, ganze Nächte hatte sie für mich durchgerungen. Obgleich sie nur die Bekehrung unseres ältesten Bruders erleben durfte. So war sie doch gewiβ, daβ Gott ihre Gebete noch erhören werde, welche auch schon gröβtenteils erhört worden sind. Von dieser Zeit an und durch besondere Umstände fing ich an dem Wesen dieser Welt zu entsagen und der Entschluss wurde in mir geboren ich brauche Christum wenn ich nicht soll verloren gehen, ich will ihm auch nachfolgen. Aber ich wollte es auf eigne Kraft anfangen. Mit guten Vorsätzen fing ich an kam aber nicht weit, weil ich nun einsah daβ ich es nicht fertig bringe, so fiel ich wieder in den alten Leichtsinn, aber die Angst und die Unruhe wurde immer wieder aufgeweckt, ich las nun fleiβig in der Bibel, habe auch manches unterlassen, betete und seufzte viel zum Heiland. Aber den Hochmut und die Empörung meines Herzens habe ich in dieser Unglaubenszeit tief empfinden müssen. Oh mit welcher Treue übt der gute Erzhirte beim Amt aus das zerstoβene Rohr zerbricht er nicht die Sünde wurde mir immer mehr zur Last und ich verlangte von ganzem Herzen befreit zu werden. Aber der Teufel wehrte sich sehr dagegen. Zuerst deckte er mir meine Sünde zu, als sie mir aber von Gott aufgedeckt wurden, da kam der Teufel wieder und sagte es sei zu spät für mich, ich habe es zu arg gemacht. Aber wo die Sünde mächtig geworden ist; da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden. Das Bedürfnis der Hunger nach wahren Gewiβheit mit andern Worten nach Jesu wurde immer stärker. Eines Abends hatte ich mir vorgenommen nicht zur Ruhe zu gehen, bis ich erlöst bin. Dabei konnte oder vielmehr wollte ich gar nicht glauben, daβ auch für mich eine Erlösung vorhanden sei. Ich dachte immer wenn michs der Heiland einmal speziell versichern würde, so wollte ichs glauben. In diesem Zustande ging ich einige Zeit dahin bis mir Gott jemand sandte welcher mich versicherte man dürfe zugreifen, das Evangelium sei deswegen da. Nun wagte ich es meinem Erbarmer mich in die Arme zu werfen und mich ihm auf Gnade und Ungnade zu ergeben und mein Heiland hat mich angenommen. Ich konnte auch nicht mehr länger widerstehen der Löwe aus Davids Stamm ist mir zu stark geworden und hat mich überwunden.
Kaum lässt man die eigne Gerechtigkeit fahren, so kann er der Seele sein Heil offenbaren. – Ach daβ ich dich, so spät erkannte, du hochgelobter Heiland du. Und dich nicht eher mein genannte Du höchstes Gut und wahre Ruh. Es ist mir leid ich bin betrübt, daβ ich Dich hab, so spät geliebt.
Es ist dieses nur das oberflächliche aus meinem Leben. Was ich sonst dem Heiland Geduld und rauhe Wege gekostet habe, das weiβ er am besten, und ich weiβ auch etwas davon. Er hat mich getragen bis auf diese Stunde. Er hat mich gesucht und herausgerissen aus des Teufels Banden. Wenn er kein barmherziger Hohenpriester ware, so wäre ich schon lange in der Hölle die ich vedient hätte. Aber das weiβ ich auch daβ ich ohne ihn nichts tun kann als sündigen, und daβ ich kein gemalter Sünder bin sondern ein wirklicher. Eines freut mich daβ der Heiland nicht gekommen ist für brave ehrbahre Menschen die ein gutes Herz haben; sonst wäre ich ausgeschlossen, sondern daβ er ein Sünderheiland ist. Wenn nun der Teufel mir meine Sache streitig machen will dann sehe ich nur an Kreuz und auf sein Wort, als auf die ewige Versieglung meines Gnadenstandes. Da muβ der Teufel weichen weil hier ein Blut redet, nicht wie Abels Blut daβ um Rache schreit sondern um Barmherzigkeit. Da ist aller eigner Ruhm dahin dem Herrn allein gebürt die Ehre.
Seit dem Tode meiner Mutter führe ich mit einer Schwester den Ackerbau. Dieses Frühjahr hatten mein Bruder und ich uns gemeldet in das Basler Missionshaus. Mein Bruder ist bereits aufgenommen. Dagegen habe ich wegen vorgerücktem Alter nicht mehr aufgenommen werden können. Aus Liebe zu meinem Herrn und Heilande muβ ich sagen ‚Herr hier bin ich wende mich so Du mich brauchen kannst’.