Bachmair Letters

Prepared by: 
Regina Ganter

Letter A

AMDG

[Ad majorum Dei glorium – to the highest glory of the Lord]

Broome 20. October 1907

Hochwürdiger P. General,

Gott zum Gruße,

Nach fast zehn-monatigemAufenthalt in Beagle Bay bin ich letzten Freitag wieder nach Broome gekommen von wo wir wie einstens die Söhne Jacobs von Ägypten Getreide, unsere Lebensmittel und stigen Bedürfnisse holen müssen. Auf unserem Segelboot Pio war ich während der 3-tägigen Reise ziemlich schwer krank und auch jetzt noch zeigen sich Symptome dieser Krankheit die nicht ganz angenehm ist. Bis nun diese Zeilen Einkehr halten in Ihrem Zimmer wird das neue Jahr auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Empfangen Eure Hochw. deshalb jetzt schon meine herzlichste Glückwünsche zum Jahreswechsel. Mögen Sie aber ganz besonders nächstes Jahr nur gute Nachrichten erfahren von unserer Missionsstation Beagle Bay, dem Schmerzenskinde unserer Gesellschaft. Wie die Sachen hier stehen wird Eure Hochw. vom Hochw. P. Bischofs schon erfahren haben, habe es also nicht nötig dasselbe zu tun. Und selbst wenn ich wollte könnte ich doch über manches nicht Aufschluß geben, wie z. B. über die finanzielle Lage, denke über Hochw. General erhalte ich keinen Aufschluß. Erkundige ich mich dennoch dann weicht man mir aus oder vertröstet mich von einem Tag auf den anderen, und so vergeht die Zeit und ich weiß genau so viel wie vorher. Ich weiß nun nicht, großer Vater ob es strafbare Neugierde ist oder aber es vielleicht meine Pflicht ist mich über diese Sachen zu informieren. Jedenfalls aber glaube ich wäre es nicht mehr als wie recht und billig, wenn man mir antworten würde, wie es eigentlich steht. Gesetzt der Fall Hochw. P. Bischofs würde verunglücken was Gott gnädig verhüten wolle, dann stünde ich allein.

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Wenn ich mich auch so ziemlich gesund fühle, so merke ich doch daß meine Kraft so recht nicht ausreicht. Wie Sie wissen, Hows. Pater bin ich durch eigenartige Umstände recht spät zum Studium gekommen und meine Studienzeit war verhältnismäßig kurz, nicht einmal ganz neun Jahre, uns so fehlt mir eben jetzt so manches. Freilich muss ich auch gestehen daß ich alles was ich in meinem Elternhause gelernt hier sehr gut brauchen kann. So ist es mir ein leichtes den Schwarzen arbeiten zu geben, sie zur Arbeit anzuleiten, ihnen zu erklären und zeigen wie man dieses oder jenes gründlich, nicht nachhaltig ? machen, ja ich vermag selbst den Brüdern mit gründlichem Rat und Tat zur Seite zu stehen und ich schrecke nicht vor meiner kärglichen Arbeit zurück. Aber um Wissen da fehlt es. Und die Ansicht, daß man für die Schwarzen nicht viel zu wissen braucht ist meiner Ansicht nach nicht richtig, im Gegenteil man kann nicht genug wissen.

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Wenn man schon alt ist läßt sich halt nicht mehr leicht studieren. Und ich wäre auch der letzte einen zum Studium zu raten, der schon zwanzig Jahre alt ist. Deshalb kann ich auch nicht begreifen wie Hochw. P. Walter es sich in den Kopf setzen konnte Mr. Fulton nach Rom zum Studium zu schicken um Priester zu werden. Seine Begründung das Mr. Fulton als Bruder zu dumm und unbrauchbar ist, als Priester aber gute Dienst leisten könne, will mir nicht einleuchten, vielmehr würde ich vom Gegenteil überzeugt sein und für richtig halten. Wer als Bruder zu dumm und unbrauchbar ist der wird es noch mehr sein als Priester. Ausnahmen mag es ja geben aber gründlich genommen ist es so und nicht anders.

Nun das sind nur so meine Gedanken. Für mich hat ja die Sache mit Mr Fulton keinen weiteren Wert. Ich habe darüber keine Verantwortung. Eine Abstimmung über die Sach mit vorheriger Beratung hat hier nicht stattgefunden, aber oft und oft habe ich geäußert wenn es auf mich ankäme ich würde entschieden abraten von der ganzen Sache denn ich weiß nur zu gut was es heißt als alter Brand studieren. Wie man nun bei einer so wichtigen Sache außer Acht lassen konnte, weiß ich nicht. Es ist dieses System hier überhaupt usus: Es wird gewirtschaftet ohne vorhergehende Beurteilung. Wenn ich einmal um meine Ansicht gefragt werde ist die Sache längst schon im Gange. Manches erfahre ich erst spät und durch die Brüder die besser eingeweiht sind als ich. Ich stelle mir oft die Frage wozu bin ich denn eigentlich da? Daß meine Stimmung deshalb manchmal nicht die vergnügste ist können Eure Hochw. sich denken. Ich bin mit den besten Absichten hier her gekommen obgleich es mir sehr schwer fiel und habe gar kein Vorurteil gehabt, und ich bin auch gern hier, aber auf die Dauer kann ich dieses

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nicht ertragen. Es wäre vielleicht am besten wenn Sie mich wieder zurückriefen und Hochw. P. Walter hier ließen, da er doch nicht gern zurückkehrt nach Rom und Deutschland und sich als den Oberen dieser Mission betrachtet, obschon ich aus Ihrem Munde selbst gehört habe daß er baldigst zurückkommen soll und Hochw. P. Bishofs Oberer an seiner Stelle sei.

Ich will nun damit mein Klagelied schließen, obgleich es mehrere solcher Bögen nicht fassen könnten. Was mein Herz noch bedrückt, nicht die Brüder die Mühen, Arbeiten der Mission, nicht die Hitze ist, die verursacht daß ich mich nicht happy fühle, sonder die eigenartigen Verhältnisse sind es, die mich betrüben und niederdrücken, die ich so gerne zum Besten geändert wissen will und denen ich machtlos gegenüber stehe.

Verzeihen Sie mir, Hochw. Vater, daß ich mein Herz Ihnen gegenüber etwas ausgeschüttet habe, und beten Sie für mich daß mir der liebe Gott Gnade verleihe auszuharren.

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auf der Station und wüßte nicht wo aus und wo ein. Ich ahne nur daß die Schuldenzahl eine ganz enorme sein muß. Wie nun die Schulden entstanden sind ist mir auch ein Rätsel, es werden hier gar manche Sachen erzählt die unglaublich erscheinen, aber doch wahr sein müssen, aber nicht bloß einer fragt, sondern alle, und bei Anhörung derselben muß man sich unwillkürlich fragen: “ist es möglich?” und darauf folgt: “ja, es ist wahr so”. Wenn die Collekte der beiden Hochw P.P. Walter und White nicht wirklich gut ausfällt dann werden wir hier noch gehörig zu zappeln haben um uns über Wasser zu halten ohne daran zu denken Limburg zu unterstützen. Und die Aussicht mit dem Perlboot? Ich will Ihnen einen Vergleich bringen. Mit dem Perlboot verhälts sich ungefähr wie mit dem Lotteriespiel. Wer beständig dieses Spiel spielt hat immer Aussicht und hofft einen Haupttreffer zu machen. Wann er ihn macht?

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Vielleicht nie. So auch beim Perlgeschäft. Es ist Aussicht da, aber wann? Vielleicht auch nie. Also sich aufs Perlen verlassen ist nutzlos. Man kann froh sein wenn man glatt durchkommt und kein Defizit vorhanden ist wenn das Arbeitsjahr vorüber ist.  Und wie viele in Broome sind bankrott gegangen mit ihrem Perlboot. Das ist die Wahrheit Hochw. P. General, wie ich mich selbst überzeugt habe. Freilich, einige sind reich geworden durch das Perlen, sie haben einen Haupttreffer gemacht. Und wieviel Scherereien und Unannehmlichkeiten hat man sonst noch! Ich hätte es auch nicht geglaubt, erführe ich es nicht selbst.

Sicher und besser und das allein richtige ist die Hauptsorge auf das Vieh zu richten, das ist etwas greifbares, etwas Reelles und nicht etwas Ungewisses.  So haben wir 120 Ochsen verkauft umgerechnet einen bloss zu £5 = 100 Mark so ergibt sich die schöne Zahl von £600 = 12,000 Mark das ist etwas, damit läßt sich schon etwas machen.

[end of letter, one line may have disappeared in the photocopying]

 

 

Letter B

Bachmair to Kugelmann, 16 August 1910

 

Beagle Bay 16 August 1910

Hochwürdiger Pater,

zunächst habe ich Ihnen meinen herzlichen Dank abzustatten für Ihren lieben vom 12. V. 10 datierten Brief. Ehrw. Hochw. können versichert sein, daß Sie mir dadurch eine große Freude bereiteten. Wenn ich mit der Beantwortung desselben lange auf mich warten ließ, so mögen Ehr. Hoch. meine Entschuldigung darin sehen, dass ich nie so recht Zeit fand, denn es ist hier wie Sie wissen nicht sehr rosig. Damit ich aber nicht dennoch vergesse will gleich jetzt schon Ihnen meine wohlgemeinten Glückwünsche zu Ihrem frohen Namensfest aussprechen. Möge der liebe Gott Sie schützen und segnen und noch lange am Leben erhalten. Zugleich danke ich Ehrw. Hochw. noch für die vielen Bemühungen, denen Sie sich unterzogen, wenn es galt für uns irgendher Geldunterstützung zu erhalten. Wir sind immer noch in einer etwas kritischen Lage. Das Perlboot ist verkauft und das Geld ist uns gegeben. Wann wir Ihnen Euren Bruders Geld zurückzahlen können weiß ich nicht.

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Ich habe letzhin in dieser Angelegenheit nach Limburg geschrieben, daß die Limburger diese Schuld übernehmen möchten Mit der Zeit würden wir dann mit Limburg schon klar werden, da sich dort die Schuld hiermit bis auf 26,500 Mark verminder hat, woran Eur. Hochw. nicht wenig dazu beigetragen haben. Nochmals meinen besten Dank.

Daß die Mission eine schwierige ist ist nicht zu leugnen und dadurch daß wir unter die Oberhoheit der Benedictines kommen wird unsere Lage nicht verbessert. Viel besser wäre es ja freilich gewesen wenn wir das Vikariat selbst hätten übernehmen können. Aber nun, es läßt sich nichts dagegen machen. Wir haben bloß zu fragen ‘fiat voluntas tua’. Es ist hier manchmal recht ungemütlich und sehr schwer, es allen recht zu machen. Das Amt das mir ihn übertragen hat, bereitet mir manches Kopfzerbrechen. Schwierigkeiten überall, Geldnot Unzufriedenheit, Schwierigkeiten mit den Schwestern die einmal nicht recht vernünftig werden wollen, besonders die Revd. Mother, die fast nur darauf sinnt, etwas zu erfinden, um uns verklagen zu können. Sie scheint eine von denen zu sein, die uns nicht in Frieden leben lassen können. 

Das eine muß ich sagen, das Verhältnis der Brüder untereinander ist jetzt von 70 bis 80% besser, als zur Zeit wo ich kam. Freilich ist dieses Verhältnis dem jungen Pater noch nicht gut genug, aber muß halt noch lernen, daß sich Missstände, die zwar schnell einreißen, nur sehr schwer und erst nach und nach zu heben sind , wenn dies überhaupt gelingt.

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Vom 24. – 31. VII habe ich den Schwestern gleich Exerzitien gegeben, und gleich darauf vom 31. VII – 5. VIII den Brüdern. Jetzt bin ich in Broome um den hiesigen Schwestern Exerzitien zu geben. Hoffen wir daß sie Früchte bringen.

An Arbeit fehlt es mir wahrlich nicht, da ich außer meinen Obligenheiten auch noch die Bücher selbst zu führen habe und dies nimmt meine meiste Zeit in Anspruch, denn unser Umsatz betrug im 1. Halbjahr 1910 über £2,000. Die Geschäfte der Mission sind so kompliziert daß man lang Zeit braucht bis man sich hineingearbeitet. Man hat halt überall seine Schwierigkeiten, ob man hier ist oder dort. Den Brüdern und hochw. Patres geht es gut. Nur ist Br Bringmann im April krank geworden und ist jetzt noch nicht recht gesund. Allem Anschein nach wird er nicht lange hier bleiben können. Ich selbst fühle mich nicht so ganz wohl, da ich immer an Erkältung zu

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leiden habe. Die vielen Reibereien mit den Schwestern haben mich beinah nervös gemacht. Dann die Geldsorgen, kein Wunder daß mein Bart anfing allmählich grau zu werden. Anliegend schicke ich Ihnen eine Fotografie vielleicht finden Sie eine Ähnlichkeit zwischen dem Bilde und jenem Studenten den Sie am 17. VIII  eröffneten, daß er gleich erst ein Jahr mit dem Studieum der Philosophie beschäftigt gewesen, beim Beginn des nächsten Schuljahres sollte gleich Theologie studieren. In diesen 7 Jahren hat sich der Betreffende junge oder besser alte Knabe etwas geändert. 

Es freut mich daß Ehrw. Hochw. immer noch in Correspondenz mit meinem Ehrw. Herrn Pfarrer stehen. Falls Sie einen Studenten von meiner Heimat bekommmen würde es mich sehr freuen wenn ich den Namen desselben erfahren könnte. Unsere Pfarrei scheint der Pallottinergesellschaft empfohlen zu sein. Ein Pfarrkind von meiner Heimat schläft bereits den Todesschlaf in Kamerun, Hochw. P. Eberwein, ich befinde mich hier, P. Schoettl ist zwar nicht geboren, aber seine Eltern und Großeltern waren von dort, und jetzt wieder einer, gebe es Gott.

Vergessen uns Eur. Hochw. auch jetzt nicht, selbst da Sie nicht General Vater sind. Wir waren doch einmal Ihre nächsten Söhne und die verschwinden nicht bald aus dem Sinn und aus dem Herzen gar nicht.

Indem ich mich und alle meine Pflegebefohlenen

Ihrem Segen priesterlichen Gebete empfehle

verbleibe ich unter vielen Grüßen,

Euer Hochw. stets dankbarer Sohn in Chr.

Th. Bachmair.

 

 Letter C

Beagle Bay, 9. März 1911

Eure Hochwürden?

Zunächst habe ich Ihnen zu danken für Ihre beiden herzlichen Briefe. Es war in der Zeit ein schwerer Schlag für die Mission den Lugger Pio zu verlieren mit so viel Cargo. Der Verlust kann errechnet werden auf rund £650 welche Summe aber gedeckt ist dadurch daß die Regierung £500, der Kardinal £100, und durch Coll. £40 geschickt. In finanzieller Hinsicht hat sich hier einiges gebessert und wenn man uns Zeit läßt werden wir nicht nur die Schulden abbezahlen und auch sehr bald, sondern auch noch Limburg unterstützen koennen. Freilich hat man im hohen Rate in Limburg beschlossen die Mission hier aufzugeben. Wir sollen nun die Geschäft hier verkaufen. Das wird eine sehr schwere Sache sein. Ich glaube, daß man die Sache schwersten/Schmerzen gibt, freilich ja einen nicht geringen Schaden unserer Gesellschaft. Ob ich dann noch einmal nach Deutschland zuerückkehre weiß ich nicht, denn es wäre mir dann doch zu peinlich mit meinen Mitbrüdern zusammen zu sein, von denen jeder denken würde und müßte unter seinem Rektorate mußte die Mission aufgegeben werden.

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Andere Leute mögen anders denken aber ich kann es nicht und es ist sicherlich nicht meine Schuld, daß die Mission in solch finanzielle Schwierigkeiten kam und war. Doch nun genug davon, mein lieber hoher Mitbruder, beten Sie ein wenig für mich, wie auch ich es jeden Tag tue. Von meiner Heimat habe ich die Nachricht erhalten, daß meine liebe Mutter am 18. Januar 1911 im Alter von 79 ½ Jahren gestorben ist. Ich bitte Sie ehrw. Hochwürden ein memento für meine Mutter Seele. Das letzte Band das mich an die Heimat knüpfte ist gelöst.

Etwas erfreuliches habe ich Ehr. Hochw. noch mitzuteilen. Vom Limburger Missionsverein in München haben wir 4,000 Mark bekommen, welche Summe den Herren der Pearling Society in München  als Abschlagszahlung überwiesen wurde, so daß also die Schulden abgezahlt ist. In nächster Zeit werde ich Ehrw. Hochwürden noch ausführlicher schreiben.

Leben Sie nun wohl, feieren Sie glücklich und zufrieden

dies wünscht Ihnen von Herzen,

Euer Hochwürden vielmals grüßender und dankbarer Sohn in Christo

Thomas Bachmair

 

 Letter D

Broome 19th of September 1911

Eure Hochwürden!

Sie werden wohl entschuldigen wenn dieses Jahr meine Glückwünsche zu Ihrem hohen Namensfeste etwas verspätet eintrifft. Bevor ich deshalb nun andere Dinge schreibe möchte ich ehrwürdiger Hoheit herzlichste Glückwünsche zu Ihrem Namenstage ausdrücken. Daß ich nichts böses sondern nur gutes wünsche ist selbstverständlich. Daher wünsche ich Ihnen daß der Liebe Gott Ihnen alle persönlichen Wünsche erfüllen möge. Dann werden Sie überaus happy sein denn ich bin sicher daß Sie gutes wollen und wünschen nicht so sehr für Ihre eigene Persönlichkeit sondern vielmehr für Ihre Mitmenschen und in erster Linie für Ihre lieben Compatres. Daß der liebe Gott Ihre Wünsche und Gebete in that regard erhören möge darum bete ich jeden Tag beim heiligen Meßopfer. Ich darf annehmen, daß auch Eure Hochwürden sich manchmal eines gewissen armen Schluckers im Gebete erinnert der da hinten in Australien irgendwo wo die Welt ein Ende zu haben scheint sein menschliches Dasein dahinfristet.

Doch nun will ich von etwas anderem plaudern, denn ich weiß daß Eure Hochwürden doch ein bißchen sich für uns interessieren, oder interessiert haben. Wenn ich sage uns dann meine ich natürlich die Beagle Bay Mission and all the Mission people. Doch für dieses wollen wir, nein will ich nimmer meine Sorgen nehmen . (Beinahe wäre ich in den Plural Majestatis verfallen)

II

Wie Ehrw. Hochwürden wissen, scheint der alte Meeresgott Poseidon oder Neptun wohl seinen heftigen Groll gegen uns, nein, die Mission gehabt zu haben, da er erst zufrieden war und den Winden Ruhe gebot nachdem unser enormer Pier in Stücke zerschellt war. Aber was sage ich da? So würde wohl ein alter Grieche oder Römer gesprochen haben, aber ein Christ muß sagen: der liebe Gott hat es so gewollt darum ‘Fiat’.

Also damals da wußte ich nicht was anfangen. Ich hatte mir die Sache schon so ganz schön zurechtgelegt gehabt mit der halbjährigen Abrechnung, denn nebenbei bin ich immer noch Buchführer. Und nun dieser Schreck. Aber die Hilfe kam und war da noch bevor ich etwas wusste. Denn das Government gab uns sofort auf einmal £500 gratis. Auch der bisher inzwischen verstorbene Cardinal Moran sandte sofort £100. Außerdem wurde gesammelt in Perth, was rund £49 einbrachte. Der Schaden war gedeckt. Frohen Mutes blickte ich in die Zukunft again. Inzwischen haben wir von dem Government einen schooner von 29 tons für £200 gekauft Beliefung und Ausbesserung £153, so daß wir jetzt wieder ein ganz respektables Fahrzeug haben.

III

Außerdem hat dieses Halbjahr durch die Gnade Gottes der Stock sehr viel eingebracht, denn wir hatten eine Einnahme von rund £1434. Dadurch hat sich das Blatt auf einmal etwas gewendet. Alle alten Schulden sind bezahlt und auch die Bank ist bedeutend dezimiert. Unsere Gesamtschuld in Australien betrug am 20. VI 1911 £397.9.10, gewiß ein gewaltiger Unterschied zwischen jetzt und vor 4 ½ Jahren mit beinah £3000

Von Bischof Norton Port Augusta ist uns eine Mission angeboten worden mit support. Ist es nicht sonderbar, jetzt, wo man die Sache aufgeben will, auf einmal der Aufschwung. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Doch mit dem Aufgeben wird es wohl seine Schwierigkeiten haben als Most Right Rev. Bishop Torres die Beagle Bay Mission nicht übernehmen will, indem er sagt es ist ihm unmöglich. Also heißt es ruhig abwarten und harren der Dinge die da kommen sollen.

Seit 31. Juli bin ich in Broome und habe da zu zerstxxxxen. Es ist nicht allzuviel Arbeit. Aber die Bücher machen mir manche Kopfzerbrechen da ich eben nicht in Broome und Beagle Bay zu gleicher Zeit sein kann. Seitdem wir das Pearlboot verkauft haben sind die Shells sehr hoch im Preis gestiegen.

IV

Augenblicklich kostet eine Tonne hier in Broome £230 kein gar zu übler Preis. Doch transiit die Anzahl unserer Ochsen und Kühe mag über 3,000 betragen. An Pferden mögen es 40 sein. Daneben laufen noch um 60 Schweine um die Mission herum, während an 400 Ziegen Tag für Tag in den Busch ausreisen um dort ihren  Tocker [Tucker – Nahrung] zu finden. Auf der Mission befinden sich 74 Mädchen und 50 Buben welchen versucht wird civilization beizubringen, wobei der Stock manchmal ermunternden Nachdruck verleihen muss. Zwischen 40 und 50 alte und kranke werden versorgt, wofür wir für jeden jeden Tag 9 Pence bekommen. Junge Arbeitsleute sind unterschiedlich hier bis 40 und 50.

Doch nun will ich mein Plaudern einstellen und Ihre kostbare Zeit nicht noch länger in Anspruch nehmen.

Indem ich Eure Hochwürden vielmals  so recht von Herzen grüße

verbleibe ich

Eur.Hochw. dankbar ergebener

Father Thomas Bachmair

 

Letter E

Broome 31st January 1912

Hochw. P Kugelmann!

Haben Ihren lieben Brief erhalten, danke Ihnen recht vielmals dafür. Stimme ganz überein mit Eur. Hochwürden Gesinnung in Bezug auf Australien. Ich halte es nicht für ganz klug Australien ganz und gar aufzugeben wegen der vielen troubles in Europa. Ich weiß nun nicht, wie die Wahlen in Deutschland ausgefallen sind, aber immerhin lehren uns die Nachbarländer genug. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht gut, daß wir uns auf Beagle Bay allein beschränken. Rev. Father Bischofs hat Eur. Hochw. einen Brief geschrieben in welchem er unter anderem erklärte er hätte nichts dagegen wenn ev. Broome fallen gelassen würde. Nun dieser Gedanke ist meines Erachtens gelinde gesagt der reinste Unsinn, denn was sind wir ohne Broome? Es ist mir unmöglich Eur. Hochw. alles auseinanderzusetzen aber Sie können versichert sein dass es absolut notwendig ist daß wir Broome haben. Ich glaube manche Personen haben ihren Spaß daran anderes zu  schreiben als sie denken und fühlen und beabsichtigen. Eure Hochw. haben in Ihrem Brief Ihr Bedauern ausgedrückt über das Fehlschalgen des Pearlingunternehmens. Nach meiner Ansicht war die ganze Geschichte von vornherein auf einer ganz falschen Grundlage aufgebaut. Ich bin nur froh daß wir den trouble los sind und Ihr Bruder & Co. werden mit der Zeit schon abgefertigt werden. Seitdem die Perlerei aufgegeben, haben wir die Schulden, die Hinterlassenschaft von Rev. F. Walter bis auf ca £300 getilgt. Und diese £300 werden, so Gott will, in den nächsten 14 Tagen auch getilgt sein, da ich eine Lieferung Ochsen von Beagle Bay

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zum Verkaufswert vielleicht 200 – 250 head @ £4, £4.10 more or less dann sind nicht nur die Schulden alle bezahlt, sondern es ist auch ein hübsches Sümmchen als Mark hinterlegt. Meine Aufgabe hier scheint erfüllt zu sein und bei der demnächstigen Neubesetzung werde ich vielleicht den Wanderstab zu ergreifen haben um anderswo zu schwitzen oder zu frieren. Broome hat sich in letzter Zeit großartig entwickelt. Wir haben am Sonntage zwei hl. Messen jedesmal 70-80 people am Abend hl. Rosenkranz mit Predigt auch 70-80. Die Collection bringt durchschnittlich jeden Sonntag £3. Am Messtag haben wir im Monat Dezember allein £23.  Die Christmass Collection in Christmas season betrug über £100. Also gar keine Furcht zu haben.

Doch nun wir wollen uns beugen dem Beschlusse Gottes der über uns armen Missionaren in W.A. wacht.

Indem ich Eure Hochw. nun Gottes reichsten Segen für Ihre Arbeiten wünsche und sie uns zum Schluß in Ihr priesterliches Gebet bitten.
verbleibe ich unter vielen Grüßen, Eure Hochw.

in Dankbarkeit untergebener Br. in Chr.

Fr Thomas Bachmair

Happy Easter 1912

 

Letter F

20 August 1912

Euer Hochwürden!

Ich weiß zwar nicht ob diese Zeilen welche als Geburtsort Beagle Bay haben, bis zum betreffenden Termin ihren Bestimmungsort erreichen, denn es ist ein ganz weiter Weg vom Zimmer mit dem Paperbarkahn des Bruders bis zur Wohnung des hochwürdigen Herrn Rektors in Masio. Wir wollen nun vorraussetzen, dass diese Zeilen trotz der vielfachen Gefahren, man denke nur an die letzten Schifferunglücke, richtig sein Ziel erreicht und dort sich seiner Aufgaben entledigt. Und dieser ist nichts anderes als dem hochwürdigsten Herrn Rektor in Masio die herzlichsten Glück- und Segenswünsche darzubringen.

In ihrer nunmehr dreißigjährigen Amtszeit haben Sie sicherlich recht viele neue hoffnungsvolle Zöglinge angeworben welche einst als eifrige Pallottiner Gottes größeren Ehre eifrig fördern werden.  Möge Ihnen der liebe Gott beistehen in diesen so schwierigen Zeiten und mögen Sie recht viele Freude an Ihren Zöglingen erleben und noch manchen Namenstag inmitten Ihrer zahlreichen Jüngerschar sehen.

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Aus diesem und noch einem ganzen Haufen anderer Gründe will ich am 12. X 1912 unter Anrufung unserer lieben Frau das heiligste Herz Jesu bitten für meinen lieben ehemaligen Superior Fiat!

Ich hoffe daß Euer Hochwürden noch immer gesund sind. Mir selbst geht es nicht so ganz schlecht, besonders jetzt wo ich wieder in Beagle Bay bin und es da Gemüse in Hülle und Fülle gibt. Außerdem haben wir uns jetzt durch Gottes Hilfe nicht nur aus den Schulden herausgearbeitet, sondern haben auch noch über £600 Geld auf der Bank. Außerdem laufen über 2000 Stück cattle im Busch herum. Und jetzt soll die Sache aufgegeben werden. Unglücklicherweise ist nun die Wahl der Person, welche die Aufgabe bewerkstelligen soll, auf mich gefallen. Sie glauben nicht, in welch unmißlicher Lage ich mich manchmal befinde. Es kommt mir jedoch vor, als ob ich meine Aufgabe hier in Beagle Bay schon vollendet hätte, denn mein Bestreben war darauf gerichtet, die Schulden abzuzahlen, und das ist geschehen. Überdies geht ja auch in kurzer Zeit meine Amtszeit zu Ende und ein anderer mag das Ruder in die Hand nehmen. Doch wollen wir alles dem lieben Gott anheimstellen und uns ihm voll und ganz überlassen.

Seinen Sie recht vielmals gegrüßt von Ihrem ergebenen Sohn in Chr.

Fr Thomas Bachmair.

 

 Letter G

Broome, 6 September 1913

Ehwürdige Hochwürden,

da ich nicht weiß, ob ich Ihren lieben Brief welchen Datums weiß ich nicht, will ich das moeglich Versäumte in Kürze nachholen. Ich sage ‘in Kürze’ denn es gäbe eine ganze Masse zu schreiben, so z. B. bloß die Aufgebungsangelegenheit, die Limburger drängen darauf. Rom sagt es pressiert nicht mehr so arg, da jas das Hauptmotiv der Aufgaben, die Schulden nämlich, nicht mehr existiert für die Gegenwart nämlich. Doch ich will heute über dieses und auch über anderes nicht schreiben, sondern mich darauf beschränken Eur. Hochwürden zum demnächstigen Namenstage meine aufrichtigsten Glück und Segenswünsche auszudrücken, nämlich: Gesundheit, langes Leben, Gottes reichsten Segen.

Wenn ich nächstens nach dem Süden gehe werde ich Ihnen einen langen Brief schreiben.

Inzwischen seien Eur. Hochw. recht vielmals

gegrüßt von Ihrem in Dankbarkeit ergebenen

Fr. Thomas Bachmair.

 

Letter H

AMDG

Broome, 30. Nov 1913

Eure Hochwürden,

vor einigen Tagen erst erhielt ich Ihren an uns alle gerichteten Brief vom 1. X 13. Ich war nämlich in Beagle Bay und kam erst am 20. November hier in Broome an. Nun ich danke Hochwürden recht sehr für Ihre freundlichen Zeilen. Es freut mich sehr daß Ihr Hochwürden so recht lebhaften Anteil an unserer kleinen Mission (allein im Vergleich natürlich zu Kamerun, da ja aus den unverstehlichen Stämmen Australiens noch kein Löwe hervorgegangen ist) nehmen und dieses jederzeit bekunden. Es ist ja dies wenn man so sagen darf gewissermaßen Ihre Obligation da ja Eure Hochw. die Mission übernahmen. Ich für meinen Konzern wäre gerne bereit für immer hierzubleiben und habe gar keine so große Sehnsucht nach unserem schönen Bayernlande wo jetzt wieder ein gekrönter König am Steuerruder sitzt.

Bin doch recht gespannt was man mit Beagle Bay noch alles anfängt in Deutschland. Habe da letzthin einen Brief bekommen vom hochwürdigsten Vizeprovinzial P. Dick, worin er mich dringend ersuchte, doch mit der Aufgabe hier voranzumachen. Ich sehe aber gar nicht ein daß dies meine Aufgabe ist.

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In diesem Sinne habe auch geantwortet, nämlich daß von einer Verringerung des Viehes keine Rede sein kann bis die Mission nicht von anderen Priestern administriert wird, denn hätten wir das nach Angabe von Limburg getan, wäre jetzt das Vieh fort und wir wären jetzt ohne Hilfsmittel. So aber sind jetzt die Schulden bezahlt, ist auch noch ein kleines Sümmchen (an £500-0-0) auf der Bank und die Viehherde hat sich trotzdem noch vermehrt. Merkwürdig in Kamerum züchtete man Viehherden, hier hat man sie und will sie aufgeben. Gerade jetzt wäre Gelegenheit uns auszudehnen aber es fehlt an Leuten. Es sind uns bloß drei Priester und ich bin nicht mehr genug mobil. Der fortwährende Trouble und die Geldsorgen haben meine Kraft fast aufgezehrt.

Auf ihre letzte Mitteilung hin müßte es den Anschein haben als ob Beagle Bay uns erhalten bliebe. Aber woher sollen wir Nachwuchs bekommen, da ja Limburg den allernotwendigsten Bedarf selbst von Beagle Bay holt (therefore no chance). 

Doch lassen wir nur den himmlischen Jesus weiter walten. Es wird schon gut ausfallen.

Es sind am 10 Dezember 7 Jahre daß ich in den mütterlichen Boden betrat. Was habe ich damals nicht alles erwartet? Welche Pläne und Hoffnungen besellten [beseelten] mich? Wie habe ich mir die Sache überhaupt vorgestellt? Heute nun wo ich meine kleine Reflexion anstelle, was finde ich? Wie ganz anders ist so manches gekommen. Ich habe manchen Fehler gemacht und manchen Misgriff begangen, aber das kann ich sagen, ich habe immer daraufhin gearbeitet die Mission geistig und materiell zu heben. Es ist wirklich nicht so leicht, in beiden Dingen immer korrekt zu bleiben. In Bezug auf geistige Zustände in Beagle Bay

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as well as in Broome sind mit der Hilfe Gottes schöne Resultate erzielt. Es gewährt dem Priester Freude jeden Tag um 50-60 Kindern und Sonntags 120 hl. Kommunionen auszuteilen.  Genug von diesen ganz armen, verachteten, von den Weißen getretenen Geschöpfe Gottes ergeht das Wort unseres lieberfüllten Erlösers:”Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.” Die Austeilung des himmlischen Lebensbrotes und der Anblick der glücklichen Kinder gewährt dem armen Australienmissionar Freude und Mut. Ja wenn ich jetzt denke an die Verhältnisse wo ich kam, wo die Brüder meistens bloß [1] oder höchstens zweimal zur hl. Kommunion gingen und heute jeden Tag und dazu die Kinder, dann muß ich aus tiefinnerstem Herzen sagen : “Deo gratias! “ doch es würde zu weit führen, der liebe Gott weiß was geschehen ist und wird mit seinem Sohn nicht kargen. Und daß er bereits Lohn gegeben, beweist der Segen den er in materieller Weise über die Misssion ausgegossen hat. Als ich hinkam waren der Schulden so viele daß ich gar nicht einmal wußte es waren ungefähr rund £5000 als damals noch Rev. F. Kopf hier war. Rev. Kopf sagte mir, als er mich zum Administrator machte, “Sie stecken sehr tief drin

und es scheint mir unmöglich daß Sie jemals herauskommen.” Eine wenig tröstliche

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Aussicht für einen unerfahrenen Administrator. Doch im Vertrauen auf Gott unternehme ich die Sache und Gott sei dank: er hat geholfen.

Doch nun zum Schluss will ich nicht vergessen Euer Hochwürden zu den bevorstehenden Festen meine Glückwünsche auszusprechen. Wünsche Ihnen daher ein recht fröhliches Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr, mit der Hoffnung und der Bitte daß Euer Hochwürden im kommenden Jahre ihre warmen Gesinnungen für die Beagle Bay Mission bewahren.

Da wahrscheinlich auch Rev. F. Bischofs einige Zeilen schreiben wird will ich weiter nichts hinzufügen als daß Eur. Hochwürden in Eurem geistlichen Gebet uns gedenken möchten.

Eur. Hochwürden vielmals grüßend,

F. Thomas Bachmair