Abschrift

Abschrift! Abbaye de St.-lieu-Sept-Fons par Dompierre-sur-Besbre (Allier) 10 Decembre 1900

 

(signed Pater Marie Bernard)

 

Wir haben Ihren sehr geehrten Brief vom 28. November erhalten doch als derselbe zu Sept-Fons ankam, hatte sich Dom Jean Baptiste Chantard seiner zahlreichen Beschäftigungen wegen entfernen műssen. Ich habe ihm also Ihren Brief zugeschickt. Er schrieb mir nun neulich und beauftragte mich, Ihnen in seinem Namen zu antworten und Ihnen űber die Mission von Beagle Bay nach den Angaben, die mir einer unserer P.P. , kűrzlich aus Australien zurűckgekehrt, gemacht hat, die gewűnschten Einzelheiten mitzuteilen.

 

Die Mission befindet sich im Westen von Australien zu Beagle-Bay, nicht weit vom Meere entfernt, ungefähr 100 Meilen von Broome. Austral ische und englische Gesellschaften machen den Dienst von Singapore nach Broome. Űberdies gibt es direk- te Verbindungen zwischen Broome und Perth sowohl als mit den Hauptstädten Australiens. Um jedoch von Broome nach Beagle Bay zu gelangen muss man rei ten, es sei denn die Mission habe ein eignes Boot. Das Klima ist sehr heiss, aber sehr gesund – kein Fieber, keine besonderen Krankheiten nur Augenleiden (maux d’yeux) sind zu fuerchten, beson ders im Anfange.

 

Das Land ist flach, ganz in der Ebene. Es gibt keine Gebirge, keine Abhänge, doch sind Bodenentwässerungen nicht notwendig. – Unsere P.P. haben schon zu Beagle-Bay und zu Désastre-Bay einen grossen Garten urbar gemacht, der ihnen schon gute Ge műse einbrachte und einstimmig sagen sie, dass das Gut, wenn es ordentlich ausgenutzt werde, enorm viel durch die verschiedenen Kulturen und durch das Vieh ein bringen wűrde – Die Mission besitzt 10 000 Mor gen Landes (mehr als 5000 Hektar) und die Regierung wűrde leicht das Eigentumsrecht von 100 000 Morgen bewilligen, wenn man sie darum erginge. – Űberdies hat die Mission die unentgeltliche Benut zung der ganzen Reserven (?) [sic], d.h. 700 000 Morgen. Zweifellos ist dieses immense Gebiet nicht ganz erster Gűte; indessen ist doch Beagle-Bay mit seinen unzähligen, nicht versagenden Quellen nach dem Berichte der Perlenmeister von Derby einer der letzten, wenn nicht der letzte, Teil im Kimberley. -Auf diesem ungeheuren Gebiet könnte man tausende von Ochsen halten. Unsere Patres hatten davon 600 – 700. Diese Ochsen haben einen hohen Absatz (débouché) und unter guten Bedingungen. Man könnte gleichfalls Schafe aufziehen. Es gibt dort guten Boden fűr Wiesen, zl. grosse und nicht weit von der Station. Wenn man sie mit einem Eisendraht umgibt könnte man dort 5000 Schafe leben lassen, deren Wolle eine Hilfsquelle fűr die Mission sein wűrde und deren Fleisch als Nahrung fűr die Wilden dienen wűrde – das Waschen und das Bereit[en] der Wolle wűrden die Frauen und Kinder besorgen. – Eine andere Ertragsquelle: das Fischen nach Perlmutter. Ein Fischerboot bringt nett jedes Jahr 200 – 300 Perlmuttern ein, und das wűrde eine Arbeit sein, die den Eingeborenen und den Manillen gefallen wűrde. Der Ackerbau wűrde auch grosse Ertragsquellen liefern. Mit Fleiss und Aus dauer könnte man im Grossen anbauen Bananen, Ananas, vor allem Tabak, veilleicht Wein, und auf jeden Fall gewaltig viel Geműse., Kartoffeln, Kűrbisse, Pataten (Art Kartoffel) Manioc (Kassavenstrauch) und gewisse Bohnen gedeihen dort vorzűglich. Das Taro, eine solche gute Knolle, braucht bloss gepflanzt zu werden. – Stellenweise gibt es ?traflager, die ausgezeichnetes Terrain machen. Der Durum und die Moorhirse [Mohrenhirse/Sorghum] wachsen in Beagle Bay ebenso gut als in Frankreich das Getreide. – In Geraldton essen die Eingeborenen viel Brot, zubereitet aus dem Mehle der (Moorhirse//) Drum [Durum/Hartweizen]. In Broome und in Derby ist das Korn der Moorhirse sehr gesucht fűr die Pferde und das Geflűgel, da jenes weniger erhitzt als der Hafer. Im allgemeinen gibt es nur eine Re genzeit. Die findet statt in den Monaten Dezember, Januar, Februar und zuweilen März, und dauert gewöhnlich nur 2-3 Monate. In der űbrigen Jareszeit is kein Regen. Niemals Hagel. – In der Regenzeit entstehen grosse Űberschwem mungen und man kann kaum ausgehen (sortir) denn man fährt űberall in den Morast hinein (embourbe).

 

Der Reis wűrde gleichfalls gedeihen. – Ein gefährliches Kraut gibt es dort fűr die Pferde fűr die es totbringenden Gift ist. Mit den Schafen hat man nicht so guten Er folg wie mit den Ochsten, denn es gibt dort zu- viel brousse (Strauchwerk), zu viel Moor (Sumpf) nichtsdesto- weniger hatten unsere Patres in einigen Mo- naten davon 7-800.

 

Das Kloster von Beagle Bay umfasst drei lange Gebäude, űberdies eine Sägeműhle mit Maschinen, eine Kűche und mehrere Gebäude deren Dach von Eisen ist. – Ausser diesen Gebäuden welche den Mittelpunkt der Mission bilden gibt es auch 2 andere Stationen, die eine in Desaster-Bay, von Beagle Bay eine Tagesreise zu Pferde ent- fernt – und die andere in Broome. In dieser Stadt gibt es eine Residenz mit einer hűbschen Kirche und einem Grundstűck (lot de terre) und ein anderes kl. Grundstűck und ein Häuschen. In dem Land finden sich keine Stei- ne zum Bauen. Man hat versucht Ziegelstei- ne zu machen, aber ohne Erfolg. Im Lande dort macht man sonst keine Ziegelsteine – man baut alles in Holz oder in Eisen- ferner ist man genötigt aus England Cement kommen zu lassen und dieses wegen der weissen Ameisen, die sonst das Holz zerfressen werden.– Viel Holz gibt es, Holz zum brennen, Holz zum Bauen, und die Mission besitzt auch eine Schneideműhle. Als Handwerkzeug finden sich dort unsere Pflűge und einige Wagen, und Hacken, Spaten, etc.

 

Die Eingeborenen dieser Gegend sind nicht wild wie die etwas nördlicher wohnenden. Obwohl sie mit grossen Lastern behaftet sind haben sie doch auch gute Eigenschaften. Unsere P.P. hatten niemals Grund sich űber Diebstahl oder Räubereien zu beklagen und alle, welche aus der Mission zurűckgekehrt sind, verlangen dorthin zurűck- zukehren, wenn ihr Oberer sie nur abreisen liesse: was sicher nicht der Fall wäre wenn sie nicht gegrűndete Hoffnung hätten, dahin zu gelangen diese armen Wilden zu civilisieren und wieder zu erzeugen. Die Zahl der Eingeborenen weiss man nicht ganz genau. In Derby werden es fast 1000 sein. In einem Jahre liess der Magistrat jeden Morgen eine halbe Tonne Reis oder Mehl an die Notleidenden verteilen: dieses zeigt an, dass sie zahlreich sein műssten. In Grange-Bay gibt die Regierung 4 Tonnen Mehl fűr die Einge boren. Die Regierungsverwaltung gibt glei- chermassen 5000 £ fűr die Alten, Schwachen und Kinder: dieses setzt eine ziemlich beträchtliche Bevölkerung voraus. Um die drei Stationen Broome, Beagle Bay und Desastre-Bay herum könnte es 900 Eingeborene geben, von denen die einen ordentlich/undenklich im Felde wohnten, die anderen im Buschwerk sich in Freiheit ergingen. Unsere Patres haben unge- fähr 200 getauft, und viele verlangen auch nach der Taufe. – Ihre so verdarbten Sitten haben sie schon viel geändert und manche haben die Vielweiberei verlassen. – Trotz des Beispieles der Heiden und trotz einer langen Gewohnheit der sie vor ihrer Taufe nur zu lange folgten haben die Christen keinen Verkehr mehr mit den pearlers gehabt. – Sie rächen sich nicht mehr wie ehemals durch blutig Schlachten. Das blosse Er- scheinen des Priesters, des Missonares genűgt um ihnen wieder zum Frieden zu verhelfen. - Sie lieben, achten und bethätigen unsere hl. Re- ligion, beichten, wohnen der hl. Messe bei: und kommunizieren. Sie wissen im allgemeinen ihre Gebete – viele das Wesentliche, wenn nicht dem Buchstaben das Katechismus woertlich. – Es ist ein sehr interessantes Werk welches unsere Patres mit umso weniger Schmerz verlassen werden, wenn sie wissen, dass ihre Christen nicht aufgegeben werden und dass es wieder ei frige Missionare gibt die dort ihr Werk der Civilisation und des Apostolats fortsetzen. Die Schwierigkeit ihrer Bekehrung kam hauptsächlich von ihren beklagenswerten Sitten her und von gewissen Vereinigungen, corroborrys genannt wo sie Blut trinken, Tänze auffűhren etc. Aber wie ich schon gesagt habe, als unsere Patres Beagle- Bay verlassen haben, ging es schon besser. Die se unsere Eingebornen sagten weinend beim Abschiede zu ihnen: Väter, bleibt, verlasst uns nicht. Wer wird uns die Sakramente spenden wenn wir sterben? Wollt Ihr denn, dass wir sterben wie unsere Kängurus? Die gro ssen Mittel um sie vollständig zu civilisieren wűrden ausser dem geistl. Unterricht die Schu- len und die Arbeit sein. Das wird auch ein Mitt sein um von Seiten der Regierung grosse Ge schenke zu bekommen. – Unsere Patres haben versucht, sie zur Arbeit anzuleiten – im An fange wollten sie nicht; als sie jedoch sahen dass man ihnen nichts zu essen gab, wenn sie nicht arbeiteten, schickten sie sich dazu an. – Wenn man sie zu behandeln weiss, kann man aus ihnen etwas machen, behandelt man sie dagegen mit Gűte, wird man bei ihnen nichts ausrichten.

 

Ausser der eingeborenen Bevölker- ung gibt es noch eine andere interessante Bevölkerung, der man auch viel Gutes erwei- sen kann, nämlich mehrere hundert Manilla Jungens, die des Fischfangs und des Perlmutters wegen in dieses Gebiet kommen. – Unsere Patres hatten die Sorge um 2-300 dieser Frem- den.

 

Englisch spricht man in Broome, die Manillen sprechen Spanisch und die Eingebore- nen haben eine eigene Sprache. Einer un serer Patres hat eine Grammatik, ein Wörter- buch und einen Katechismus in dieser Sprache her- gestellt. Ich glaube, dass Herr Kelly diese Wer- ke bei seiner Rűckkehr nach Australien mitneh- men musste.

 

Das ist im Kurzen der Zustand der Mission am Beagle-Bay: ich habe Sie ganz einfach nach den Aufschlűssen genannt, die mir einer unserer Patres aus Australien gegeben hat, und nach mehreren Briefen, die ich von dieser armen Mission erhielt.

 

Der Hauptgrund weshalb unsere Patres zurűckgerufen wurden, ist zunächst der, dass die Religiosen, welche die Kommuni- tät am Beagle-Bay bilden, wegen ihrer klei- nen Zahl kein in Wahrheit klösterliches Leben fűhren konnten; űberdies noch genötigt, sich auf die verschiedenen Stationen zu verteilen, 2 in Desaster Bay, 1 in Broome, waren sie der Hűlfe des gemeinschaftlichen Lebens beraubt, was doch unsere Gelűbde und unsere Konstituti- on fordern. Ein anderer Grund ist, dass dieses Haus wegen seiner Isolierung nur sehr schwer die regelmässige Visitation zu- liess, ein Punkt von äusserster Wichtigkeit in unserem Orden. Und in der That, seit ihrem 10-jährigen Bestehen hat die Mission niemals die angebrachte Visitation erhalten.

 

Nach den Miteilungen die mir derjenige unserer Patres aus Austral. gemacht hat, den ich konsultierte, wűrden zwei oder höchstens drei Missionare genűgen um im An- fange die verschiedenen Christengruppen zu be- suchen. – In der That besorgt einer unserer Patres, der in Beagle-Bay zurűckgeblieben ist, die ganze Arbeit allein. Nach mehreren Briefen stellt es sich heraus, dass es, um es ordentlich zu betreuen, gut sein wűrde, wenn die Kimberley ein getrenntes apostolisches Vikariat bilden wűr- de und sie wűrden diese Bitte mit Leichtigkeit erlan- gen. Herr Kelly ist dieser Ansicht. Mgr. Salvado erklärt in seinem Bericht an das Conzil von Syd- ney förmlich, dass solange das Neue Norcia von Perth abhing, es elendiglich mit ihm be- stellt war und dass es erst von dem Tage zu blű- hen anfing, wo sein Oberhaupt zum unabhän- gigen Bischof ernannt worden sei.

 

Was die Summe betrifft, die not- wendig sein wird, so konnte mir der Religiose den ich konsultiert habe, darűber nicht Aufschluss geben, man műsste den ersten Superior fragen. Wie es auch sein mag, ich halte dafűr, dass Sie nicht beträchtliche Summen mitzugeben haben, denn die Mission ist schon auf den Beinen. Unsere Patres hatten alles zu schaffen, ei- nen Weg vom Beagle-Bay nach Broome an- zulegen, den einzigen existierenden, die verschiedenen Logis zu bauen, einen Gar- ten anzulegen und zu besäen, etc. etc. – sie ha- ben folglich sehr viel auszugeben gehabt.

 

Fűr die Nahrung kann die Missi- on sich versorgen. In nicht weiter Entfern- nung gibt es Vertiefungen, wo man grosse Schildkröten findet, ein beliebtes Gericht der Ein- geborenen. Das Gerät (le matériel) wűrde Ihnen unser R. P. Abbé zu sehr geringem Preis űberlassen. In dem Briefe, den er mir schickt schien es als ob er daran dächte, Ihnen fast ganz freiwillig das Gerät und das heile Mobiliar, die leviés und das Vieh – und die Häuser und unsere Rechte auf die besäten Gebiete. Wenn Sie andere Nachrichten noch wűnschen, so lassen Sie mich wissen, welcher Natur sie sind, und ich werde mir ein Vergnű- gen daraus machen, darauf zu antworten, soviel ich vermag.

 

Wie Glűcklich wűrden wir sein, wenn einige Ihrer Religiosen das Werk, an das wir so viele Opfer gesetzt, fortsetzen wűr- den.

 

Möge Gott sich wűrdigen, etc. Genehmigen Sie den Ausdruck etc. P Marie Bernard.

 

Ich vergass Ihnen zu sagen, dass Sie fűr den Fall, dass Sie diese Mission űbernehmen, auf die grossartigen Unterstűtzungen der Propaganda rechnen dűrfen, auf die Untst. des Kardinals in Sydney und der Australischen Regierung denn alle sind der Mission gűnstig gestimmt, alle sehen sie mit wohl- wollenden Augen an: Regierung, Cardinal, Bischöfe, Eingeborene und Fremde und nie- mals war ihr jemand feindlich gestimmt.

 

Source: Australien 1900-1907 B7 d.l.(3) ZAPP